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Freitag, 15. Februar 2013

Der Blumenknabe - Gedicht Ernst Moritz Arndt

Foto: pixabay

Der Blumenknabe 

Ich ging hinaus im grünen Mai,
Ein Kränzlein wollt ich mir pflücken,
Und Blümlein bunt und mancherlei,
Sie lockten und winkten Entzücken
Und wie ich die süßen besah und besann,
Da fingen die Köpfchen zu rühren sich an
Und red'ten mit freundlichem Nicken.

Zuerst die Rose neigt ihr Haupt,
Hub an also mir zu sprechen:
Halt! rascher Knabe! ist's erlaubt,
So sorglos die Schöne zu brechen?
Vernimm erst geduldig der Wörtchen zwei, drei,
Sonst möchte im Herzen die bittere Reu'
Mit Thränen die Sterbende rächen.

Ich heiße Blumenkönigin,
Die Erstlingstochter der Liebe,
Trag stolzen Muth und hohen Sinn,
Vereint mit zärtlichem Triebe.
Und hegst du Hoheit und Treu' in der Brust,
So pflücke den Liebling der Sonne mit Lust,
So pflücke die Blume der Liebe.

Die Lilie sprach: Der Unschuld Preis
Schmückt baß denn Perlen und Seiden,
Bist innen du und außen weiß,
Wie Kindlein fromm und bescheiden;
So pflücke nur immer in Freuden mich ab,
So werde dein Busen das züchtige Grab
Der weißesten Blumen der Haiden.

Das holde Veilchen auch herfür
Das Köpfchen regte zur Sonne,
Stand da in stiller Demuth Zier
Und hauchte himmlische Wonne.
Doch was es geflüstert, vergessen ist's mir,
Die Augen mir flossen, wie Brünnelein schier
Entfließen der berstenden Tonne.

Mit ihr kam auch das Schwesterherz
Das Sinnbild heiliger Frommen,
Die Nachtviole grau, und Schmerz
Die Brust mir machte beklommen.
Was da mir geschehen, verstehe ich nicht.
Mir däuchte, ich sehe ein Engelgesicht
Mit liebenden Augen mir kommen.

Es sprach: Du siehest dein Lebensbild
In süßen, lieblichen Farben;
Denn was dem Frühling schön entquillt,
Das mähet der Sommer zu Garben.
Stets gehet und kehret der sonnige Strahl,
Doch Menschen vergehen wie Blumen im Thal
Und wie ihre lenzigen Farben.

Schau, Liebestreu und Liebeshuld,
Wie fliegt sie hin mit der Rose!
Das Kind der Demuth und Geduld
Was ziehet das Veilchen für Loose?
Die Lilie, die weiße Narcisse zugleich,
Sie liegen verwelket noch bleicher als bleich:
So schwindet das Schöne und Große.

Und weinend mußt' ich abwärts gehn,
Durft' keine Blume mir brechen;
Doch standen alle fromm und schön
Und schienen so freundlich zu sprechen.
Wann wird es im Herzen mir wieder gesund,
Wann wird mir der Maimond mit schmeichelndem Mund
Treulieb' und Blumen versprechen?

E. M. Arndt.

Der Text stammt aus dem Buch: "Taschenbuch der Blumensprache: Oder, deutscher Selam. Mit einer Anthologie aus den besten Dichtern zur Charakterisirung der Pflanzen Deutschlands" von J. M. Braun aus dem Jahr 1843

Ernst Moritz Arndt, geb. 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz auf Rügen, damals Schwedisch-Pommern; gest. 29. Januar 1860 in Bonn, deutscher Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationanlversammlung.

Dienstag, 29. Januar 2013

Klee

Bild von Leo Michels
Der Klee (Trifolium pratense) gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Er gilt als Symbol für Dreifaltigkeit, Lebenskraft, Glück, Liebeszauber, Hellsichtigkeit. 

Fast jeder kennt das vierblättrige Kleeblatt als Glücksbringer. Mittlerweile werden schon Pflanzen gezüchtet, die man in kleinen Töpfen zum Verschenken in Läden kaufen kann.

Aus dem Büchlein der Charlotte de Latour:

Nicht fern von jenem See, in dessen Silberfläche sich der wolkenlose Himmel spiegelt, erheben Gewächse, so weiß wie frisch gefallener Schnee; nur ein schlichter Rosenschimmer färbt die Spitzen dieser hübschen Blumen, 

Bild von Leo Michels
und ein Büschel der allerfeinsten Fasern von dem blendendsten Weiß ragt aus dem alabasternen Kelchen hervor. 

Wer vermag es aber, das Reizende dieser Pflanze ganz zu beschreiben? Am schönsten nehmen sie sich aus, wenn sie sich sanft am Ufer eines Gewässers wiegen, und diesem gleichsam mehr Durchsichtigkeit und Frische geben. 

Der Klee blüht nicht in stürmischen Wettern; er braucht Ruhe, um sich zu entfalten, aber diese Ruhe, die er bedarf, scheint er auch um sich zu verbreiten.

Gedichte

Das vierblättrige Kleeblatt

Dort auf der grünen Wiesenflur
Hocken Fritz und Linchen:
Und hat der Klee drei Blätter nur,
So kriegt ihn das Kaninchen;

Doch trägt der Klee den Sonntagshut
Mit den vier Blätter-Ecken,
Bin ich ihm noch einmal so gut,
Will sorgsam ihn verstecken!

Ach, fänd ich nur ein einzig Stück,
Na, das ist doch wohl wenig!
Dann hätten wir das größte Glück
Und würden morgen König!

Du lieber, süßer, grüner Klee,
Hast wirklich deine Mucken:
Eh' ich heut so ein Vierblatt seh,
Da kann ich lange gucken!

Dort steht ein Stiel und da ein Stiel
O weh mein armer Rücken!
Er muss sich heute gar zu viel
Vergebens nach dir bücken!

Und denkst du, garst'ges Kleeblatt du.
Ich sei dein dummer Junge?!
Wenn du nicht willst, ei nun, wozu
Hab ich denn meine Zunge?!

Leck ich auch nur ein bisserl dran,
So hat dein Hut vier Spitzen!
Das vierte Blatt, das kleb ich dran-
Bis morgen wird's schon sitzen!

Richard Schmidt-Cabanis


Die Zaunranke und der Klee 

Zum Klee die Zaunranke sprach:
Nachbar, komm mir doch nach!
Stiegen wir doch zugleich aus den Schollen,
Warum hast du nicht mit mir wollen?

Lächelnd erwiedert der Klee:
Darfst auf die stattliche Höh
Eben so trotzig nicht pochen;
Ich stehe, du bist gekrochen.

Ernst Moritz Arndt