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Montag, 7. Mai 2018

Lilie (aus alten Büchern)

„Auf tausend Blumen steht die Liebesschrift geprägt: Wie ist die Erde schön, wenn sie den Himmel trägt." Rückert. sagt: „Glänzende Lilie! Die Blumen halten Gottesdienst im Garten. Du bist der Priester in der Familie."

Damit kennzeichnet er ihre Stellung unter den Blumen, und den Eindruck, den sie auf das menschliche Gemüth ausübt. Daß diese wunderbare Blume mit ihrem so bestimmt ausgeprägten Charakter der Sage und dem Cultus der Völker verwebt wurde, ist eben so naturgemäß, wie wir es bei der Rose finden; sind doch beide eng verschwistert und als Blumenoberhäupter anerkannt; nur möchte man hier wie bei den Japanesen in ihnen einen Taikun und Micado — einen weltlichen und geistlichen Beherrscher unterscheiden. Beide Blumen sind der Mythe nach göttlichen Ursprungs, sind aber auch in ihrer Innerlichkeit so verschieden, wie nach der griechischen Mythologie Juno und Venus sind, denen sie entstammen sollten. In beiden sind die Typen des Erhabenen und des Liebreizes personificirt. Während die Rose eine ganz unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt, flößt die ideale Erscheinung der Lilie eine gewisse Zurückhaltung ein, und das Dichterwort:

„Denn eine Würde, eine Höhe, 
Entfemte die Vertraulichkeit!"

möchte ganz speeiell auf sie anwendbar sein. Von keiner Erregung betroffen, unbegehrlich des Irdischen steht sie in ihrem blendend weißen Gewande wie ein Kind des Lichts da. - Die wie Der Name entstammt dem Griechischen was einfach, griechischen glatt, eben bezeichnet. Im Lateinischen heißt sie ."Lilium" oder Rosa Iunouis, weil sie der Milch der Juno entsprossen sein soll. Die Sagen differiren; nach einer legte Alkmene, die Mutter des Herkules, welche die Eifersucht der Juno fürchtete, das Kind gleich nach der Geburt unter einen schattigen Busch, um es zu verbergen. Minerva aber den Ursprung des Knäbleins kennend, führte Juno an diesen Ort vorüber und zeigte ihr das kräftig schöne Kind, indem sie selbst es bewunderte — und der Juno in ihrer Eigenschaft als „Beschützerin aller Neugeborenen" vorschlug, den kleinen verschmachteten Säugling an die Brust zu legen. Juno willigte ein, doch das Kind, seine heimliche Feindin erkennend, biß ihr in die Brust, so daß sie ihre Ammenrolle aufgab. Die Milch der Göttin spritzte empor, ein Theil der Tropfen bildete am Himmelsbogen den weißen Streifen, die Milchstraße genannt, jenen Tropfen aber, die zur Erde fielen, entsproßte die weiße Lilie: „Die Rose der Juno", das Symbol der Reinheit und Würde.

Nach anderer Darstellung wollte Jupiter dem Herkules die Unsterblichkeit sichern und gebot dem Somnus einen nectarischen Schlaftrunk für Juno zu bereiten, den er dieser als Labetrunk reichte. Juno versank in tiesen Schlaf, in diesem Zustande legte Jupiter seinen kleinen Liebling an die Brust der Göttin, damit er die Milch trinke, die ihm Unsterblichkeit verlieh. Der kleine Herkules sog so gierig, daß einige Tropfen zur Erde fielen und aus diesen entkeimte die Lilie. So weit die Sage; denn über die Epoche ihrer irdischen Erscheinung ist ein gleiches Dunkel gebreitet, wie über das der Rose und des Getreides. Sie hat wie diese beiden überall ein Heimathsrecht aber keinen speciellen Heimathsschein, wenn auch bevorzugte Gegenden. Homer, Moses, Plinius, Virgil und Andere besingen sie als das Sinnbild der Schönheit und Majestät. In Persien, ihrer angenommenen Heimath, hieß die alte Reichsstadt nach ihr: „Susa" d. h. Lilienstadt, sie führte die Lilie in ihrem Wappen als Symbol der Schönheit. Hasis singt von ihr:

Lilie hat der Zungen Zehne,
Doch es schlagt die Nachtigall,
Und da schweigt sie vor Entzücken,
Und zum Dufte wird ihr Schall!

Unter dem im Alterthum üblichen Blumennamen hieß Susanna— Lilie, man brachte dieselbe auch mit der keuschen Susanna in Verbindung, da sie im Hebräischen: „Shusham" hieß. Nach alten hebräischen Legenden blühte die Lilie im Garten der Verführung und Die «i» sollte an ihrer Reinheit Schaden nehmen, aber sie stand zwischen ihren Agende. Verführern hoch erhaben da, und keine unreine Hand vermochte es, sie zu schädigen. Exodus spricht von der Lilie, als habe sie das Kind Mose verborgen gehalten, denn sie gesellte sich gern dem Schilfe bei. Jedenfalls war das nicht die weiße, sondern die hellgelbe Lilie, die es am heiligen Strom umblühte.

Die weiße Lilie aber zierte nicht nur die Altäre Israels, sondern auch die Stirn Salomonis. Der tyrische Baumeister gab den Säulenkapitälen des hohen Tempels die Form der Lilien. Nach der Vorschrift des Mosis war die Lilie zum Schmuck der Leuchter im Heiligthum des Herrn erwählt; ja selbst Christus setzt die Herrlichkeit und Pracht Salomos der der Lilien nach und tröstet seine Schüler wegen ihrer einfachen Kleidung, die gegen die damals in Palästina üblichen Prunkgewänder sehr abstachen, mit den Worten : „Schauet die Lilien auf dem Felde an, wie herrlich sie prangen, ohne daß sie durch vorhergegangenes Spinnen und Weben eine so prachtvolle Kleidung erst mühsam sich errungen."

In der Bibel wird ihrer Herrlichkeit im Buche der Judith, in dem Propheten Jesaias und den Evangelisten St. Matthaeus und Lucas gedacht. Die Milde und Erhabenheit ihrer Erscheinung, wie sie auf hohem Stengel, ihre 6 bis 8 weißen Blumen gleich Alabasterkelche breitete, denen eine Garbe goldener Staubfäden entsproß, balsamische Düfte aushauchend, mußte Andacht erwecken und konnte überhaupt nicht ge wöhnlichen Ursprungs sein. Daß sie in Aegypten in gleich hoher Achtung stand, sehen wir aus den auf Denkmälern eingegrabenen Hieroglyphen, in denen sie  vielfach erscheint und eine besondere Bedeutung hatte; denn neben der Würde, die sie vertrat, galt sie ihnen bald als Sinnbild der Kürze des Lebens, bald als Symbol der Freiheit und Hoffnung.

Bei den Griechen war die himmlische Schönheit durch die Lilie vertreten, die sie, das Haupt halb in Wolken verhüllt, einen Lilienzweig in der einen, einen Compas und eine Kugel in der andern Hand haltend, darstellten. Heute noch symbolisiren Künstler sie durch einen Lilien- und Veilchenkranz; Reinheit und Bescheidenheit sind ihre angeborenen Attribute.

Auch betrachteten sie die Lilie als das Bild einer Jungfrau, die die Eifersucht der Venus erregte, da sie sich mit ihr verglich. Um sie zu strafen, wandelte die Göttin sie in eine Blume, der sie das Herz nahm, so daß sie zur Glocke ward mit goldenem Schwengel. Die Griechinnen, namentlich die Athenienserinnen streuten nicht Rosen, sondern Lilien auf die Gräber ihrer Todten.

Aus: Die Blumen in Sage und Geschichte – Minna von Strantz

Foto Pixabay

Sonntag, 17. März 2013

Die Lilie - Gedicht Gabriel Eith


Dir sing' ich. holde Lilie,
Die kühn empor sch hebt 
Um deren Kelch der Blüthenschnee 
Ein zart Gespinnste webt; 
Die durch des Sommer-Abends laue Lüfte. 
So würzig haucht die süßen Balsam-Düfte! 

Wie wenn des Mondes sanftes Licht 
Die Blumenflur umzieht. 
So strahlt des Mädchens Augenlicht. 
Wo deine Farbe blüht. 
Sie weichet nie. küßt auch die schönen Wangen,
Des holden Scham-Erröthens leises Bangen.

Im grauen Alterthume wies 
Die Dichtung auf dich hin. 
Wenn se der Tugend Würde pries 
Und unschluldsvollen Sinn.
Es wählte die Natur ein irdisch Zeichen. 
Das Himmlische der Tugend zu vergleichen.

Von heil'ger Unschuld treu bewacht. 
Und makellos und rein. 
Befchüzet durch der Tugend Macht. 
Soll unsre Seele sein!
Dann gattet liebend sich der Herzens-Güte 
Die Lilie mit ihrer Schöuheits-Blüthe.
(Gabriel Eith)

Lilie mit weisser Farbe. 

Bild der Reinheit, Unschuld und Tugend; und ihres schlanken Wuchses wegen, der Frauenwürde, Frauenmilde und Majestät. 
Wer sie mit irdischem Sinn schaut, dem nutzen sie nichts; 
Nur dem himmlischen Sinn sind sie Kinder des Lichts. 

Wenn ich die Lilie betrachte, ist es mir immer. als zeige unser göttlicher Lehrer mit dem Finger darauf, mich ermahnend, dem Vater im Himmel kindlich zu vertrauen, der die Lilien so schön kleidete. und also noch vielmehr für die Menschen, seine Kinder. freundlich und liebreich besorgt ist.

Die Lilie sei dir das Bild der Unschuld! Sieh! wie schön und hell und rein se dasteht! Der weisseste Atlas ist nichts gegen ihre Blüthe. se gleicht dem Schnee. Wohl der Jugend. deren Herz so rein von allem Bösen ist! 

Die reinste aller Farben ist aber auch am schwersten zu bewahren. Leicht ist ein Lilienblatt verletzt; man darf es nicht rauh anfassen. oder es bleiben Flecken zurück. So kann auch ein Gedanke. ein Wort die Unschuld verletzen. 

O wie so schön. hell und flekenlos, wie schlank und aufrecht sie dasteht! gleichwie ein Finger, der zum Himmel zeigt! Sie ermahnt uns, daß wir bei all unsrer Mühe und Arbeit aufwärts blicken und noch etwas Besseres suchen sollen, als was uns die Erde geben kann.
(Gabriel Eith)

Foto Blüte weiße Lilie
Weiße Lilie
Foto: Pixabay

Freitag, 30. Januar 2009

Lilie (weiße)

Symbol für das Heilige, Keuschheit, Jungfräulichkeit, Erwählung, Hoffnung, Reinheit, edle Gesinnung, Schönheit, Gnade und Vergebung, verlassene Unschuld, Tod.

Die Lilie ist ein schier unzeitgemäßes Symbol für Licht, Reinheit und Unschuld. Bis heute aber ist die Lilie auch das Erkennungszeichen der französischen Monarchisten. An Bedeutung kommt der Rose also fast nur die Lilie nahe. Ist die Rose das Bild der Liebe, so ist die Lilie ein Ausdruck für Würde und selbstbewusste Unantastbarkeit.

Das Überreichen einer gelben Lilie soll heißen: Ich zweifle an deinen Absichten, eine orange Lilie sagt: Ich hasse dich, du weißt warum .. Eine weiße Lilie hingegen sagt: du bist himmlisch!

Gedichte über die Lilie

Gleich der Lilie, die erhöhet
Clemens Brentano (1778 - 1842)

Gleich der Lilie, die erhöhet
Unter Dornen leuchtend steht,
So die Freundin rein erhöhet
Unter andern Töchtern steht.

Wie die Lilie leuchtend strahlet
Klar und rein und ohne Schuld,
Steht Maria lichtdurchstrahlet
Von des Himmels Gnad und Huld.

Dornen viel aus ihrem Stamme
Trafen sie in ihrem Sohn,
Doch des Herzens reine Flamme
Gab für Bittres süßen Lohn;

Denn wenn sie die Dornen spornen,
Duftet sie nochmal so süß,
Drum als Lilie unter Dornen
Sie das hohe Lied auch pries.

In der Lilie sieben Speere
Tragen goldne Körnlein lind,
Weil des heilgen Geistes Ehre
Siebenfach in Strahlen rinnt.

Nieder sind sie reich getauet
Zu des ewgen Königs Sohn,
Als er liebend hat gebauet
In der Lilie seinen Thron.

Einst auch strahlt zur letzten Stunde,
Wenn er uns zu richten kehrt,
Aus des ewgen Wortes Munde
Rechts die Lilie, links das Schwert.

Rechts die Lilie, die Gnade,
Links das Schwert, gerecht und streng,
Links hin führen breite Pfade,
Rechts hin Pfädlein, schmal und eng.

O du Lilie unter Dornen!
O du Mutter gnadenvoll!
Lasse mich durch Leiden spornen,
Wie ich rechts hin wandeln soll.

Gut wohl ist es mit den Frommen
Fromm zu sein, mit Reinen rein,
Aber es ist hoch vollkommen,
Unter Dornen Lilie sein.

Drum in Dornen hoch erhöhet
Die geliebte Lilie blüht,
Die da für die Sünder flehet,
Bis das Heil sie niederzieht.

Bis aus ihr, dem Kelch der Gnade,
Stieg des heilgen Geistes Frucht,
Jesus, der auf dorngem Pfade
Das verlorne Schäflein sucht,

Der da durch die Dornen dringet
Nach der Lilie, nach der Braut,
Bis er sie zu Tage ringet
In der Kirche Blut betaut,

Die mit Rosen hoch verzieret,
Die mit Lilien rein geschmückt,
In den Martyr’n triumphieret,
In den Jungfraun still entzückt.

Die als Brautleib auserwählet
Mit des höchsten Königs Sohn
Ewig jubelnd wird vermählet
Vor des Vaters heilgem Thron.

Siehst die Lilie du, Adele!
Und das Kindlein auch dabei,
Sorge treu, daß deine Seele
Für das Kindlein Lilie sei!

Dieses Lied sang von der Lilie,
Der in Dornen weidend geht,
Weil sie reimet auf Emilie,
Die sub rosa sich versteht.


Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne
Heinrich Heine (1797-1856)

Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt' ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb' sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Wonne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.
Ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine.


Die Lilien
(Ferdinand von Saar 1833-1906)

Seh' ich feuergelb und weiß
Schmücken euch des Sommers Fluren,
Wandelt meine Seele leis'
Auf der Schöpfung heil'gen Spuren.

Denn so wie in euch der Schnee,
Sanft erwarmend, sich gestaltet:
Ist in euch der Flamme Weh'
Auch zur Blume still erkaltet.

Und ich ahn' in tiefster Brust,
Wie die Kräfte sich durchdringen,
Und im All, hold unbewußt,
Gegensätze sich bezwingen!