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Dienstag, 26. Februar 2013

Gedichte über Blumen und Blumensprache

Bild: pixabay

Wie auch schon in einigen anderen Beiträgen, lege ich besonderen Wert darauf, dass hier in meinem Blog hauptsächlich Dichter vorgestellt werden, die zum Einen in der Zeit gewirkt haben, in der die "Blumensprache" eine "Sprache" von großer Bedeutung war und die zum Anderen nicht vielfach im WWW zu finden sind. Es mag sein, dass die Sprache bzw. Ausdrucksweise der damaligen Zeit für uns heute etwas fremd klingt. Vielleicht gerade deshalb und in der heutigen schnelllebigen Zeit, sollte man sich auch ab und zu mit den Dichtern und Denkern der Zeit unserer Vorfahren beschäftigen, denn sie hatten ein ganz anderes Verhältnis zur Natur. Ob das wohl nicht manches Mal auch zum Nachdenken anregt?

Preisgesang auf die Blumensprache. 

Es deuten die Blumen des Herzens Gefühle,
Sie sprechen manch heimliches Wort;
Sie neigen sich traulich am schwankenden Stiele,
Als zöge die Liebe sie fort.
Sie bergen verschämt sich im deckenden Laube,
Als hätte verrathen den Wunsch sie dem Raube.

Sie deuten im leise bezaubernden Bilde
Der Frauen, der Mägdelein Sinn:
Sie deuten das Schöne, die Anmuth, die Milde,
Sie deuten des Lebens Gewinn:
Es hat mit der Knospe, so heimlich verschlungen,
Der Jüngling die Perle der Hoffnung errungen.

Sie weben der Sehnsucht, des Harmes Gedanken
Aus Farben ins duftige Kleid.
Nichts frommen der Trennung gehässige Schranken,
Die Blumen verkünden das Leid.
Was laut nicht der Mund, der bewachte darf sagen,
Das waget die Huld sich in Blumen zu klagen.

Sie winken in lieblich gewundenen Kränzen
Die Freude zum festlichen Kreis,
Wenn flatternd das ringelnde Haar sie umglänzen,
Dem Bachus, der Venus zum Preis;
Denn arm sind der Götter erfreuende Gaben,
Wenn Leyer und Blumen das Herz nicht erlaben.
Pl.

Seine Blumen. 

Tausend der Blumen blüh'n in meinem Garten.
Schon durch des Jennerschnees krystallne Rinde
Drängen sich frühlingahnend des Galanthus
Silberne Glöckchen.

Tief^im Gesträuche schwillt die Anemone,
Rings auf den Beeten glänzt der güldne Krokos.
Heimlich erröthend strömt das blode Veilchen
Köstliche Düfte.

Lockt dich der Schmelz der vielgefärbten Primel?
Freut dich der Silberstaub der Sammtaurikel?
Liebst du vielleicht der liebesiechen Echo
Blendenden Günstling?

Tausend der Blumen funkeln in dem Kranze,
Welcher des Sommers glühn' de Schläfe kühlet,
Lilie du, und Nelk' und du, o Rose,
Cypriens Brautschmuck.

Tausend der Blumen blüh'n in meinem Garten,
Oftmal pflückt' ich die duftigsten, die schönsten;
Barg sie zunächst ans Herz mir, wahrte sorgsam
Tief sie im Busen.

Dir sie zu geben, wenn der Abend wehte,
Dir sie zu reichen, wenn der Abschied schallte,
Daß sie ein leises "Gedenk' mein" dir hauchten,
Schmachtet' und brannt' ich.

Aber mich hielt die Angst, die arme Gabe
Ach, verschmäht zu sehn von der Hochverehrten.
Traurig entwandt ich dir mich, meine Blumen.
Welketen traurig.

Klein und gering ist die Gabe treuer Liebe.
Aber verschmäht zu sehn die arme Gabe,
Knicket des Lebens Blume, stößt den Mordstahl
Tief in das Herz mir.
L. Th. Kosegarten *)


Die Blumenchiffre. 

Eine Eugenia sah' ich, vermählt dem edlen Platanus,
Froh des vertraulichen Schirms, blüheten Blumen umher;
Jegliche anders gefärbt, und jegliche anders gestaltet,
Jegliche anders begabt von der Natur und dem Gott.
Schwermuth duftend entgegen der strahlenden Sonne der Schönheit,
Wendend den ahnenden Blick, schoßte der Heliotrop.
Brennender blüht' und brannte zugleich die schöne Irora.
Stilleren Reizes zunächst senktest du blöde den Blick,
Holde Mimosa. Es hing der gedankenhauchende Diptam
Schweigsam das sinnige Haupt. Göttern und Menschen geliebt,
Funkelt im Schmelz des Rasens die tausendblättrige Bellis.
Ein Schneeglöckchen entsproß keimend dem grünenden Grund.

Schlanke Eugenia, dir, gestützt auf deinem Platanus,
Danket der schimmernde Strauß reinen harmonischen Sinn.
Streb' empor in freudiger Kraft, getränkt von Aurorens
Duftigsten Thränen, von Gäa's kräftigstem Marke genährt.
Spät laß sinken, Geliebte, die liebesäuselnden Blätter.
Spät einst welkend, verstreu' welkend den süßesten Duft.
Schön und bedeutend verwallt der Blum' unschuldiges Leben;
Friedlich durchblüht sie des Seyns freundlich beschlossenen Kreis,
Giebt nach verströmtem Duft und verstreutem Samen dem Aether
Farb' und Geruch, den Stoff ruhig der Tellus zurück. 
L. Th. Kosegarten.*)

Tellus = (lateinisch „Erde“) ist in der römischen Mythologie die Gottheit der mütterlichen Erde.

Gäa, ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Götter.


Aether steht hier offenbar für "der blaue Himmel"

Bellis = Gänseblümchen


Quelle: "Taschenbuch der Blumensprache oder Deutscher Selam, mit einer Anthologie aus den besten Dichtern zur Charakterisierung der Pflanzen Deutschlands" von J. M. Braun


*) Ludwig Gotthard Kosegarten geb. am 1. Februar 1758 in Grevesmühlen; gest. am 26. Oktober 1818 in Greifswald; war langjähriger und berühmter Pastor der Pfarrkirche Altenkirchen auf Rügen, später Professor an der Universität Greifswald. Er hat sich auch als Dichter einen Namen gemacht. (Quelle: Wikipedia)